Kinderschutz
In Jugendverbänden kommen täglich Kinder und Jugendliche zusammen, um gemeinsam ihre Freizeit zu verbringen. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen ist uns ein wichtiges Anliegen.
Für uns ist es elementar wichtig, dass Kinder und Jugendliche in Jugendverbänden einen Schutzraum vorfinden. Dazu gehört aus unserer Sicht auch eine geschärfte Aufmerksamkeit auf Kinder und Jugendliche, die in ihren Familien physisch oder psychisch vernachlässigt oder misshandelt werden und denen Jugendverbände in ihren Gruppen, in Seminaren oder auf Reisen begegnen. Dies betrifft ebenso den Umgang mit sexualisierter Gewalt unter Kindern und Jugendlichen oder Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung.
Ehrenamtliche und berufliche Mitarbeiter_innen in den Jugendverbänden sind unbewusst oder bewusst in Kontakt mit Opfern von Vernachlässigung, Misshandlung und sexualisierter Gewalt. Auch wenn sexualisierte Gewalt zu 90% in Familienzusammenhängen stattfindet, müssen wir uns als Jugendverbände darüber hinaus der Tatsache stellen, dass Täter_innen strategisch vorgehen und sich auch an unseren Vertrauensorten für Kinder und Jugendliche befinden können.
Für all diese Gefährdungen für Kinder und Jugendliche ist es uns sehr wichtig, wirksame präventive Maßnahmen zu ergreifen und Interventionsverfahren zu entwickeln.
- Informationen zu Schutzkonzepten
-
Gewalt gegen Kinder und Jugendliche kann überall in der Gesellschaft vorkommen. Auch Jugendverbände sind davon nicht ausgenommen. Der Landesjugendring Berlin empfiehlt seinen Mitgliedsverbänden die Entwicklung von Schutzkonzepten.
Schutzkonzepte sollten Teil der gelebten Verbandskultur sein und dazu beitragen, Gewalt in der eigenen Organisation zu verhindern bzw. professionell zu handeln, wenn es einen Fall von Gewalt im Verband gibt. Dies geschieht in einem fortwährenden Prozess, der im besten Fall ehrenamtliche und berufliche Mitarbeiter_innen des Verbandes immer wieder einbezieht. Schutzkonzepte sind parteilich an den Interessen der Personen ausgerichtet, die von Gewalt betroffen sind.
Schutzkonzepte beinhalten vor allem:
- in der Regel einen Bezug zum Leitbild oder zur Satzung des Verbands
- Richtlinien und Vorgaben für die Präventionsarbeit im Verband
- Verhaltensrichtlinien/Selbstverpflichtungserklärungen
- Leitlinien für die Intervention im (Verdachts)Fall einer Kindeswohlgefährdung
- die Benennung einer zuständigen Vertrauensperson im Verband als Ansprechpartner_in zum Schutz vor Kindeswohlgefährdung. Diese Person ist den Mitgliedern und Mitarbeitenden im Verband bekannt und für alle Menschen im Verband zuständig und ansprechbar. Sie bildet sich zum Thema Kinderschutz fort und leitet die Intervention ein, wenn ein Verdacht auf Kindeswohlgefährdung vorliegt. Wenn es einem Verband möglich ist, empfiehlt es sich, mehrere Vertrauenspersonen zu benennen. In diesem Fall ist auf eine diverse Zusammensetzung des Vertrauensteams zu achten.
- Festlegung und Einrichtung von Meldewegen, auf denen ein Verdacht auf Kindeswohlgefährdung der Vertrauensperson im Verband mitgeteilt werden kann
- Fort- und Weiterbildungsangebote
- partizipative Prozesse zur (Weiter-)Entwicklung des Konzepts
Informationen zu Schutzkonzepten
Auf der Seite Kein Raum für Missbrauch ist ausführlich erläutert, wie Schutzkonzepte an Institutionen und Organisationen entstehen können und was sie beinhalten sollten. Auch auf der Seite des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) sind ausführliche Informationen dazu zu finden.
Von 2018–2021 hat das Institut für soziale Arbeit in Münster – kurz ISA – in enger Zusammenarbeit mit dem Landesjugendring NRW das Forschungsprojekt „Schutzkonzepte gegen sexuelle Gewalt in der Jugendverbandsarbeit“ durchgeführt. Gefördert wurde es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Aufbauend auf den Forschungsergebnissen ist das Workbook „Schutzkonzepte in der Jugendverbandarbeit“ entstanden.
Beispiele von Schutzkonzepten aus Jugendverbänden
- Arbeiter-Samariter-Jugend | Präventionskonzept gegen sexualisierte Gewalt: https://www.asj.de/wachsam/index.html
- Berliner Jugendrotkreuz | verschiedene Materialien zum Thema „Stärkung des Kindeswohls“: https:/www.jrk-berlin.de/themenfelder/staerkung-des-kindeswohls
- BDKJ Berlin | Zum Präventionskonzept gehören ein regelmäßig aktualisierter Verhaltenskodex und der Verfahrensweg bei sexualisierter Gewalt: https://www.bdkj-berlin.de/aktiv/pravention-aufarbeitung
- Johanniter-Jugend Deutschland | Präventionskonzept „!ACHTUNG“, Informationen und Arbeitshilfe gibt es unter: https://www.johanniter.de/johanniter-unfall-hilfe/johanniter-jugend-miteinander-fuereinander/unsere-themen/praeventionskonzept-achtung
- RDP Berlin-Brandenburg | Die Mitgliedsverbände des RDP setzen sich gegen sexualisierte Gewalt ein und haben entsprechende Präventions- und Schutzkonzepte, die auf der Seite des RDP verlinkt sind: http://www.rdp-bbb.de/de_de/kinderschutz
- Sportjugend Berlin | Unter „Kinderschutz im Sport“ gibt es viele Materialien zum Thema Kinderschutz und Informationen für Sportvereine, Kinder und Jugendliche und Eltern: https://www.kinderschutz-im-sport-berlin.de
- THW-Jugend Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt | Präventionskonzept, Informationen und diverse Materialien zum Thema Kinderschutz: https://www.thw-jugend-bebbst.de/kindeswohl-2
- Bayerischer Jugendring | Good-Practice-Beispielen der Jugendverbandsarbeit zu Leitlinien, Präventions- und Schutzkonzepten sowie Materialien: https://www.bjr.de/index.php?id=373. Arbeitshilfen, Hinweise zu Selbstverpflichtung und zu Schutzkonzepten u.a. der Fachberatung Prätect des BJR: www.bjr.de/praevention
Hinweise zur Aufarbeitung und zur Nachsorge bei (Verdachts)Fällen von sexualisierter Gewalt im JugendverbandNach einem (Verdachts-)Fall von sexualisierter Gewalt steht ein Jugendverband vor der Aufgabe, das Geschehene aufzuarbeiten – zum einen als Heilungsprozess, zum anderen um das Geschehene zu reflektieren und zu prüfen, inwiefern Präventions- und Interventionsmaßnahmen verändert und verbessert werden müssen. Neben Schutzkonzepten kommt also auch Nachsorgekonzepten eine große Bedeutung zu.
Eine Arbeitsgruppe im LJR Berlin hat sich 2021 intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, welche Schritte und Maßnahmen zu einem gelingenden Aufarbeitungsprozess in Verbänden gehören, in denen es einen (Verdachts-)Fall von sexualisierter Gewalt gab.
Aufarbeitung und Nachsorge sollten Teil eines verbandlichen Schutzkonzepts sein. Im folgenden Leitfaden findet ihr Hinweise und Fragestellungen, die euch dabei helfen können, diesen wichtigen Teil des Schutzkonzepts zu ergänzen oder auch zu überprüfen, ob die bestehenden vorgesehenen Maßnahmen für euch noch immer stimmig sind.
- Fachberatungsstellen und weitere Beratungsstellen in Berlin
-
Wenn ihr euch Sorgen um ein Kind / eine Jugendliche macht und eine Gefährdungssituation vermutet oder konkret über eine bestehende Gefährdung informiert wurdet, könnt ihr euch jederzeit anonym und kostenfrei durch eine insoweit erfahrene Fachkraft beraten lassen. Eine insoweit erfahrene Fachkraft unterstützt euch unter anderem bei der Einschätzung, ob eine Kindeswohlgefährdung vorliegt und berät euch - sollte dies der Fall sein - bezüglich weiterer Schritte. Für eine Beratung durch eine insoweit erfahrene Fachkraft könnt ihr euch an eine Fachberatungsstelle wenden.
Fachberatung bei (Verdacht auf) Kindeswohlgefährdung nach §8a SGB VIII
Träger Kontakt Deutscher Kinderschutzbund LV Berlin e.V. Kinderschutz-Zentrum Berlin
www.kinderschutz-zentrum-berlin.de
Berliner Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Eltern (Auswahl)
Träger Arbeitsgebiet Kontakt Deutscher Kinderschutzbund LV Berlin e.V. Hilfen und Beratung für Kinder und Jugendliche. Psychotherapie für Kinder und Jugendliche. Fortbildungen für Fachkräfte. Beratung für Eltern und Elternabende, -workshops und -kurse
Kinderschutz-Zentrum Berlin
Hilfen und Beratung für Kinder, Jugendliche und Eltern. Fortbildungen und Beratung für Fachkräfte. Berliner Jungs Hilfe für Jungen* bei sexualisierter Gewalt. Prävention, Beratung, Fortbildung Jugendnotmail.berlin Online-Beratung für Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren www.jugendnotmail.berlin Erziehungs- und Familienberatungstellen - freie und kommunale Träger Kostenfreie Beratung und Therapie bei Konflikten, die Familien, Kinder und Jugendliche betreffen: Schulprobleme, Trennung der Eltern, Mobbing, etc. www.efb-berlin.de Berliner Hotline Kinderschutz Krisen- und Beratungsangebot, mehrsprachig und auf Wunsch anonym inmedio berlin – Institut für Mediation, Beratung und Entwicklung Prävention und Intervention bei Verdacht und Vorwurf von sexualisierter Gewalt. Mediation, Vorträge, Sensibilisierungsworkshops KiZ – Kind im Zentrum Sozialtherapeutische Hilfen bei sexualisierter Gewalt bei Kindern, Jugendlichen und deren Angehörigen. Krisenintervention. Bieten auch therapeutische Hilfe für Täter_innen an. www.ejf.de/einrichtungen/beratungsstellen/kind-im-zentrum-kiz.html
Neuhland Krisenhilfe für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Schwerpunkt: Suizidprävention. Strohhalm e.V. Fachstelle für Prävention von sexualisierter Gewalt an Mädchen* und Jungen*
Wildwasser e.V. Hilfe für Mädchen* und Frauen*, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Mädchennotdienst. - Kinderschutz im Landesjugendring Berlin
-
In den letzten Jahren haben wir auf dem Gebiet des Kinderschutzes einige Maßnahmen in die Wege geleitet und erreicht.
- Wir haben die Broschüre "Kinder- und Jugendschutz in Berlin" als Hilfestellung für Jugendverbände herausgegeben, um sensibel und aufmerksam handeln und eigene Präventions- und Interventionsmaßnahmen entwickeln zu können.
- Bei unserem Projekt "Our Rights in Action" bieten wir in Unterkünften für Geflüchtete und darüber hinaus Workshops zu Kinderrechten und Kinderschutz für Kinder und Jugendliche an, um sie darin zu stärken.
- Für das Juleica-Praxishandbuch haben wir ein eigenes Modul zum Thema "Sexuelle Gewalt" für die Schulung von Jugendleiter_innen entwickelt.
- Wir haben die Broschüre "Was tun bei (Verdachts-)fällen von Kindeswohlgefährdung im Jugendverband?" als Handlungsrahmen für berufliche Mitarbeiter_innen in Jugendverbänden und deren Einrichtungen herausgegeben (bis 2020).
- Mit dem Land Berlin haben wir eine Vereinbarung zur Führungszeugnispflicht Ehrenamtlicher geschlossen.
- Wir haben durchgesetzt, dass in Berlin Führungszeugnisse für Ehrenamtliche kostenfrei ausgestellt werden.
- In Kooperation mit dem Kinderschutzbund Landesverband Berlin haben wir Vertrauensleute in der Jugend(verbands)arbeit geschult.
- "Wie gelingt die Schaffung präventiver Strukturen in Jugendorganisationen?" Dazu haben wir eine Fortbildung für berufliche Mitarbeiter_innen und Vorstandsmitglieder von Jugendverbänden angeboten, in Kooperation mit dem Kinderschutzbund Landesverband Berlin und der Berliner Landeszentrale für politische Bildung.
- Wir haben die Broschüre "Kinder- und Jugendschutz in Berlin" als Hilfestellung für Jugendverbände herausgegeben, um sensibel und aufmerksam handeln und eigene Präventions- und Interventionsmaßnahmen entwickeln zu können.
- Publikationen, Downloads und Vordrucke zum Thema Kinderschutz
-
Gemeinsame Ausführungsvorschriften über die Durchführung von Maßnahmen zum Kinderschutz im Land Berlin vom 16.04.2020
Um eine mögliche Kindeswohlgefährdung bei Verdacht zu dokumentieren stellt das Land Berlin einen Erfassungsbogen zur Verfügung:
Reglegung zum erweiterten Führungszeugnis nach § 72 a SGB VIII inkl. Anlagen:
Das Bundesamt für Justiz stellt ein Merkblatt zur Verfügung, das die Gebührenfreiheit für erweiterte Führungszeugnisse beschreibt:
Unsere Textvorlage für Jugendverbände, um Gebührenfreiheit für das erweiterte Führungszeugnis zu beantragen:
Dokumentation der Landesjugendring-Fachtagung "Sexuelle Gewalt":
Jugendschutz in Europa – Protection of minors:
Auf www.protecion-of-minors.eu gibt es einen europaweiten Überblick über die Jugendschutz-Regelungen der europäischen Länder. Dort lassen sich auch zahlreiche Antworten finden, die sich z.B. bei der Vorbereitung von internationalen Begegnungen oder Ferienfreizeiten stellen.