Workshop Selbstverteidigung Our Rights in Action

Our Rights in Action: Von Luftballons und Kinderrechten

Mit kreativen Methoden setzen sich beim Landesjugendring-Projekt "Our Rights in Action" geflüchtete Kinder und Jugendliche mit Kinderrechten und Kinderschutz auseinander. Bereits 65 Empowerment-Workshops haben seit Oktober 2018 in Unterkünften stattgefunden. Das Projekt hat die eigenen Erwartungen damit weit übertroffen. Doch die Situation der Kinder und Jugendlichen in Unterkünften bleibt problematisch.

Etwa 10 Kinder aus der Erstaufnahme Kreuzberg lassen vom Gebäude Luftballons steigen. Sie halten den Moment mit Fotoapparaten fest. An die Ballons haben sie Zettelchen mit Wünschen für sich und andere gebunden, die sie vorher gesammelt haben. Aus den Bildern unterschiedlicher Situationen soll einmal ein Kalender entstehen. „Wir wollen geflüchtete Kinder und Jugendliche mit einfachen und kreativen Methoden ihre Kinderrechte näherbringen“, erzählt Adina Geist, die das Projekt beim Landesjugendring Berlin koordiniert.

Schon 230 Workshoptage für schätzungsweise 600 Kinder und Jugendliche haben über „Our Rights in Action“ stattgefunden. Die meisten Kinder sind zwischen 6 und 13 Jahre alt. Als das Projekt im Oktober 2018 startete, waren 60 Workshoptage für das Projekt geplant. Das zeigt den hohen Bedarf solcher Angebote für Kinder und Jugendliche in Unterkünften für Geflüchtete, aber auch den Bedarf solcher Freizeitunternehmungen in den Berliner Unterkünften. Mit 15 arbeitet der Landesjugendring inzwischen zusammen, geplant waren einmal 6 bis 10. Sie sind über das ganze Stadtgebiet verstreut.

Die eigenen Rechte kennenlernen

Durchgeführt werden die Workshops von erfahrenen Referent_innen, die schon oft Angebote für Kinder und Jugendliche umgesetzt haben. Allein in den Herbstferien hat der Landesjugendring mit 34 Referent_innen zusammengearbeitet. Viele von ihnen sind Sozialpädagog_innen, kennen sich mit Theater- oder Erlebnispädagogik aus. „Bei den Kindern sind vor allem Basteln und Malen beliebt“, sagt Adina Geist. „Mit selbstgemachten Masken können die Kinder zum Beispiel in andere Rollen schlüpfen und sich damit in Theater-Workshops mit ihren Rechten und Kinderschutz auseinandersetzen.“ Aber auch Selbstverteidigungs-Workshops oder Karten mit sozialen Einrichtungen in der Umgebung erstellen die jungen Teilnehmenden. Im Vorfeld wird mit den Unterkünften jeweils abgeklärt, welche Angebote sich die Kinder vor Ort wünschen.

Ob das Projekt wirklich die Kinderrechte der jungen Menschen mit Fluchterfahrung stärkt? „Es ist vor allem ein Kennenlernen der eigenen Rechte. Es geht darum, ein Bewusstsein für die eigenen Rechte zu schaffen und dafür, diese auch einzufordern“, sagt die Projektreferentin. Der Verlauf des Projekts zeigt, dass die Nachfrage hoch ist – und dass eine Verlängerung von „Our Rights in Action“, das vom Land Berlin gefördert wird, auch über die Projektlaufzeit Ende 2019 hinaus Sinn machen würde.

Kinderrechte ins Grundgesetz!

„Kinder in Unterkünften für Geflüchtete haben nach wie vor nicht die gleichen Möglichkeiten, wie Kinder, die nicht so wohnen“, sagt Adina Geist – „obwohl alle eigentlich die gleichen Rechte haben.“ Privatsphäre oder Rückzugsräume sind kaum vorhanden. Freundschaften zu pflegen oder einen Geburtstag „zuhause“ zu feiern ist viel schwieriger, wenn man Gäste von außen nicht unkompliziert in die Unterkunft, das Zuhause, einladen kann. Einiges wäre vielleicht anders, wenn die Kinderrechte im Grundgesetz verankert wären. Das fordert ein breites gesellschaftliches Bündnis, gerade auch im Vorlauf des internationalen Tags der Kinderrechte am 20. November 2019. Vielleicht würden dann einige Wünsche der Kinder und Jugendlichen wahr, die sie an ihre Luftballons gebunden haben.

Eindrücke aus dem Projekt "Our Rights in Action"