Berlin hat keinen Masterplan für junge Geflüchtete

11.04.2016 | Auf die Bedürfnisse und Rechte geflüchteter Kinder und Jugendlicher geht der aktuelle „Masterplan Integration und Sicherheit“ des Berliner Senats nur ungenügend ein. Dem Papier fehlt es an klaren Zielen, Strategien und Maßnahmen, um die jungen Menschen zu integrieren. Das kritisiert der Landesjugendring Berlin in einer Stellungnahme im Vorfeld der Dialog-Konferenz zum Masterplan mit Bürgermeister Michael Müller und Integrationssenatorin Dilek Kolat im Roten Rathaus am 19. April.

Eigentlich möchte der Maßnahmenplan zur Integration von Geflüchteten Ziele und Pläne der Stadt Berlin aufzeigen. Darin vergisst der Senat jedoch, die geflüchteten Kinder und Jugendlichen besonders zu schützen, ob unbegleitet oder in Familien. Auch wie man diese jungen Menschen integrieren will, ihnen eine Perspektive bietet und ihre gesellschaftliche Rolle stärkt bleibt größtenteils offen. Der Masterplan erfüllt die Erwartungen nicht, Ziele zu formulieren und Strategien und Maßnahmen zur Zielerreichung vorzustellen, so der Landesjugendring in der Stellungnahme.

Kindeswohl und Fachpersonal spielen keine Rolle

„Der Kinderschutz ist in den Unterbringungen bislang nur mangelhaft gegeben – und daran wird der Masterplan in dieser Form auch nichts ändern. Wichtig wäre, dass Kindern und Jugendlichen endlich geschützte Räume, Rückzugsmöglichkeiten und Zugang zu Freizeit- und Bildungsmöglichkeiten bereitgestellt werden“, sagt Tilmann Weickmann, Geschäftsführer des Landesjugendring Berlin. Außerdem fehlt in den Unterkünften für Geflüchtete weiterhin qualifiziertes, mehrsprachiges und hauptamtliches Fachpersonal – ein Punkt, den das Senatspapier nicht thematisiert.

Zukunftsperspektiven beugen Kriminalität und Gewalt vor

Nach ihrer Ankunft in Berlin müssen junge Geflüchtete eine subjektiv sinnvolle Zeit in Berlin verbringen und Zukunftsperspektiven entwickeln können, egal ob sie aus Krisengebieten oder sogenannten „sicheren“ Herkunftsländern stammen. Dieses Recht gilt schließlich für alle jungen Menschen und bietet außerdem eine präventive Komponente gegen Gewalt und Kriminalität. Leider verfolgt der Masterplan diese Perspektive nicht. Wichtig wäre auch, den individuellen Wissens- und Bildungsstand der Kinder und Jugendlichen weiter zu fördern. Statt die Willkommensklassen zu differenzieren, sieht der Masterplan jedoch nur vor, Sprachförderung auszubauen und die 26 Personalstellen für Schulsozialarbeit zu erhalten, die es bereits seit einem Jahr gibt.

Integration klappt besser mit Teilhabe

Geflüchtete, insbesondere Kinder und Jugendliche, brauchen Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Partizipation und konkreten Beteiligung  – zum Beispiel durch die Einrichtung von Räten in den Unterkünften und Mitbestimmung in der Organisation von Freizeitangeboten. In Kapitel 6.4 „Jugendarbeit stärken“ beschreibt der Masterplan ausschließlich Projekte, die schon beschlossen und zum Teil umgesetzt sind. „Um die Integration voranzubringen wäre es sinnvoller, Angebote im sozialen Umkreis von Unterkünften und Wohnungen der jungen Geflüchteten zu konzipieren“, so Weickmann. „So könnte Jugend- und Jugendverbandsarbeit die Jugendlichen in ihrem Recht auf Selbst- und Mitbestimmung bestärken“.

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