70 Jahre Landesjugendring: Als die Stimme der Berliner Jugend laut wurde

06.08.2019 | Am 3. September 1949 wurde der Landesjugendring Berlin gegründet. Ein kurzer Blick in sieben Jahrzehnte Jugendverbandsarbeit in der Hauptstadt.

Welchen Sinn macht es, „deutsche und türkische Kinder aus Berlin in die Türkei zu schicken“? Darüber wunderte sich der Berliner Senat noch 1980. Grund war die erste internationale Jugendbegegnung, die der Bund Deutscher Pfadfinder_innen Berlin durchführen wollte. Heute organisieren Berliner Jugendverbände jedes Jahr rund 130 solcher Begegnungen für 3.500 junge Menschen, die meisten nach Israel. Es waren auch die Jugendverbände, die schon kurz nach Kriegsende Gedenkstättenfahrten zu ehemaligen Vernichtungsstätten der NS-Zeit anboten. Solche Fahrten gibt es bis heute.

Genau wie Ferienfreizeiten, Bildungsworkshops und die Funktion als Interessensvertretung sind Begegnungen mit jungen Menschen anderer Länder klassische Angebote von Jugendverbänden. Im Herbst 1949 gründeten sechs von ihnen den Landesjugendring Berlin, um gemeinsam mit einer starken Stimme für die Interessen der Berliner Jugend gegenüber der Politik einzutreten. Heute hat der Zusammenschluss 34 Mitglieder, von der Evangelischen Jugend über das Jugendrotkreuz oder die BUNDjugend bis zur DGB-Jugend. Und hat dabei nichts von seiner demokratischen Arbeitsweise eingebüßt.

Von den 68er-Protesten zu Freiräumen im Jahr 2019

Während der letzten 70 Jahre ist der Landesjugendring Berlin stets Teil der bewegten Berliner Stadtgeschichte gewesen: Ob er sich für eine Entspannung der Ostpolitik zu Mauerzeiten einsetzte, Partei für die Studierenden-Proteste der 68er ergriff oder politischen Druck auf Grund der Jugendarbeitslosigkeit der 1980er Jahre ausübte. Heute erschweren Ganztagschulen, räumliche Verdrängung oder Angriffe von rechts die Arbeit der Verbände. Über Herausforderungen der Jugendverbände als Werkstätten der Demokratie möchte der Landesjugendring Berlin am 2. September bei seinem 70. Jubiläum im Frannz Club mit der Politik sprechen.

In der jüngeren Vergangenheit sind neue Aufgaben für den gemeinnützigen Verein dazugekommen: Seit 2015 vergibt der Landesjugendring die öffentlichen Fördergelder für Jugendverbände als beliehenes Unternehmen des Landes. Als 2015 viele geflüchtete Kinder und Jugendliche nach Berlin kamen, rief der Landesjugendring das Förderprojekt „Jung, geflüchtet, selbstbestimmt“ ins Leben. 218 geförderte Projekte haben Jugendverbände seither mit den jungen Neu-Berliner_innen angeboten. Das Projekt trägt damit einen Teil zur Integration und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei.

Senatorin Ella Kay 1962: „Jugendarbeit ist ohne Jugendverbände nicht denkbar“

Das Jugendförder- und Beteiligungsgesetz, mit dem der Berliner Senat ab 2020 noch einmal 25 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren in die Jugendarbeit investiert, hat der Landesjugendring in unterschiedlichen Gremien mitgestaltet und die Perspektiven und Dringlichkeiten aus der Praxis eingebracht. „Jugendarbeit in Berlin ist ohne Jugendverbände nicht denkbar“, sagte die Jugendsenatorin Ella Kay 1962. Man darf gespannt sein, welche Worte ihre Nachfolgerin Sandra Scheeres beim 70. Geburtstag des Landesjugendring am 2. September 2019 findet. Schließlich war auch sie einmal im Jugendverband aktiv, nämlich bei der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken.

Hinweise an die Redaktion:

  • Interessierten Pressevertreter_innen gewähren wir gerne Einblick in unser Archiv zu historischen Themen
  • Am 2. September 2019 feiert der Landesjugendring Berlin seinen 70. Geburtstag im frannz Club und diskutiert mit seinen Gästen über Jugendverbände und Demokratiebildung. Pressevertreter_innen können sich anmelden: spitzl@ljrberlin.de oder www.ljrberlin.de/70JahreLJR
  • Pressemappe zum 70. Geburtstag mit historischen Bildern und Dokumenten zum Download (ZIP-Datei 17 MB).
  • Im Vorlauf der Veranstaltung postet der Landesjugendring Berlin Fundstücke aus 70 Jahren unter dem Hashtag #70JahreLJR auf Facebook und Instagram. Übersicht: https://walls.io/u4nag

Pressekontakt

David Spitzl
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
030 818 861 16
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spitzl@ljrberlin.de

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