Kinderhände zählen Münzen auf einem Tisch

Nächster Tiefschlag: Jugendsenatorin kürzt erneut bei Jugendarbeit

18.07.2025 | Das erste Mal seit 2012 bekommen freie Träger der Jugendhilfe in Berlin keine volle Tariferhöhung. Das hat die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie mitgeteilt. Noch im April hatten CDU und SPD den Tarifausgleich zugesichert. Die Folge: Träger müssen Angebote streichen oder Personal schlechter bezahlen. Leidtragende sind Kinder und Jugendliche.

Freie Träger der Jugendhilfe stehen erneut vor dramatischen Einschnitten, wie aus Schreiben der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hervorgeht: Die Tariferhöhung um 5,5 Prozent, die seit 1. Februar 2025 für Mitarbeitende im öffentlichen Dienst gilt, wird nur noch teilweise in den Zuwendungen für freie Träger berücksichtigt: Die meisten Träger bekommen für 2025 nur noch eine Erhöhung um 2 Prozent, darunter der Landesjugendring Berlin. Andere Träger gehen aber offensichtlich komplett leer aus. Die Gründe für die Ungleichbehandlung sind unbekannt.

Träger müssen Personal reduzieren oder schlechter bezahlen

Bislang wurden bei den Zuwendungen für freie Träger immer auch die Tariferhöhungen des öffentlichen Dienstes berücksichtigt. Mit der schlechteren Behandlung von freien Trägern schafft Jugendsenatorin Katharina Günther-Wünsch nun eine seit 2012 geltende Praxis ab. Abgeordnete von CDU und SPD hatten bei der Debatte im April im Berliner Abgeordnetenhaus noch versichert, der Ausgleich von Tarifsteigerungen im Jahr 2025 würde in voller Höhe erfolgen. Diese Zusagen waren offenbar wertlos. Die Folgen müssen jetzt Kinder und Jugendliche in Berlin ausbaden.

Freie Träger müssen nun Personalstellen reduzieren, um die verbleibenden Mitarbeitenden weiterhin tarifgerecht bezahlen zu können. Das führt zu einem Abbau von Angeboten für junge Menschen. Ob Jugendclubs, Jugendreisen, Seminare der politischen Bildung, Streetwork oder internationale Jugendbegegnungen: Zahlreiche Formate stehen auf der Kippe. Die einzige Alternative: Die Träger müssen ihr Personal schlechter bezahlen als im öffentlichen Dienst. Doch schon jetzt erhalten Beschäftigte bei freien Trägern durch die fehlende Hauptstadtzulage monatlich rund 150 Euro weniger als ihre Kolleg*innen im öffentlichen Dienst. Die Abschaffung des vollen Tarifausgleichs verschärft die Fachkräftekrise in der Jugendhilfe nur noch weiter.

Gründe und Systematik der Ungleichbehandlung unbekannt

Es ist völlig unklar, nach welcher Systematik die freien Träger die so genannten „Tarifmittel“ erhalten und wie ihre Berechnung erfolgt: Manche Träger erhalten offensichtlich die komplette Tariferhöhung von 5,5 Prozent, andere erhalten 2 Prozent und wieder andere erhalten wohl gar keine Erhöhung – jedenfalls haben einige Träger bislang überhaupt keine Information erhalten.

Download der Pressemitteilung: