Vier Kinder stehen nebeneinander aufgereiht, sie haben ein Notenblatt in der Hand und singen. Im Hintergrund spielt die Musiklehrerin Klavier dazu.

Berlin riskiert musikalische Bildung tausender junger Menschen

Ab September könnten drei Viertel der Lehrkräfte an Berliner Musikschulen arbeitslos werden, da ihre Honorarverträge nach einem Urteil von 2022 rechtswidrig sind. Wir fordern die Umwandlung ihrer Verträge in Festanstellungen und unterstützen die Forderungen der Musikschulen. Am 24. Juni 2024 fand eine Demonstration dazu statt.

Es sind gerade erneut Kinder und Jugendliche, die unter den Versäumnissen des Landes Berlin zu leiden haben: Die bezirklichen Musikschulen sollen eigentlich musikalische Bildung ermöglichen, doch ab September drohen massive Unterrichtsausfälle, weil sich das Land seit zwei Jahren nicht um die Situation der 2.000 Honorarkräfte gekümmert hat.

„Musikschulen sind für Kinder und Jugendliche sehr wichtig“, sagt unser Geschäftsführer Tilmann Weickmann. „Eine gute Kinder- und Jugendpolitik erkennt man auch daran, ob junge Menschen einen einfachen Zugang zu kultureller Bildung in den Berliner Bezirken haben.“

Leidtragende sind Kinder und Jugendliche

Nach einem Urteil des Bundessozialgerichts von Juni 2022 dürfen Honorarkräfte nicht in Musikschulen eingegliedert sein. In Berlin haben jedoch rund drei Viertel der Musiklehrkräfte einen Honorarvertrag. Die Verträge müssten eigentlich am 31. Juli 2024 verlängert werden.

Mehrere Bezirke verlängern die Honorarverträge ab September aber bereits nicht mehr. Die bezirklichen Musikschulen können ihrem Auftrag dann nicht mehr nachkommen, musikalische Bildung so zugänglich wie möglich zu machen. „Erneut leiden gerade junge Menschen unter dem Spardruck des Senats und der fehlenden Aufmerksamkeit der Politik“, beklagt Weickmann.

Berlin braucht eine Jugendstrategie

„Es ist ein weiteres Beispiel dafür, dass Berlin nicht genug auf die Interessen von jungen Menschen achtet. Wir brauchen endlich eine abgestimmte, jugendfreundliche Politik, der sich alle Ressorts des Berliner Senats verpflichtet fühlen“, so Weickmann. Dabei könne eine Jugendstrategie helfen.

Die Jugendstrategie aus dem Koalitionsvertrag muss endlich in den Berliner Senat eingebracht und beschlossen werden. „Dann kümmert man sich auch nicht mehr in letzter Sekunde um die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen wie jetzt gerade bei den Musikschulen, sondern findet rechtzeitig eine Lösung“, meint Weickmann.

Festanstellung statt Honorarvertrag

Andere Bundesländer und Kommunen sind bereits weiter: Einige haben den Honorarkräften längst eine Festanstellung ermöglicht. Der Kultursenator prüft zwar inzwischen, wie die Musikschulen auf das Urteil reagieren können, es ist jedoch verwunderlich, warum es seit zwei Jahren keine Lösung gibt.

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