Mitgliederversammlung 2019: 7 Forderungen für mehr Freiräume

Bei der Mitgliederversammlung des Landesjugendring Berlin am 30. März 2019 haben Delegierte aus Berliner Jugendverbänden sieben Forderungen für mehr Freiräume für Jugend- und Jugendverbandsarbeit beschlossen und das Thema vor Ort mit Politiker_innen diskutiert. Dazu wurden eine Solidaritätsbekundung mit „Fridays for Future“ und ein Antrag zu inklusiver Jugendverbandsarbeit beschlossen. Außerdem wurden die Johanniter-Jugend Berlin als 34. Mitglied aufgenommen und zwei neue Vorstände gewählt. 

Die Delegierten aus 34 Jugendverbänden trafen sich an einem symbolischen Ort: Das Pfadfinderheim Marienhöhe des DPB Berlin war bis vor kurzem von der Schließung bedroht – denn mit der „Neuen Mitte Tempelhof“ entsteht dort ein neues Wohngebiet. Nach der Begrüßung von Sigrid Klebba, Staatssekretärin für Jugend in Berlin, stand das Schwerpunktthema „Verdrängung und Freiräume für Jugend(verbands)arbeit“ im Mittelpunkt der Diskussion mit Vertreter_innen aus der Politik.

Jugendarbeit mitdenken – auch wenn die Flächen fehlen

„Ich war selbst überrascht von den Plänen“, gab Oliver Schworck, Jugendstadtrat Tempelhof-Schöneberg zu. Er könne die Verwunderung der Pfadfinder_innen gut verstehen, dass ihre Freifläche in den Bauvorhaben der Neuen Mitte Tempelhof zunächst untergegangen sei. „Man darf nicht nur über Wohnungsbau sprechen, sondern muss auch an die soziale Infrastruktur denken.“ Juliane Kremberg, Vorstand des Landesjugendring, machte außerdem deutlich, dass Jugendverbände besonders bedroht seien, da sie landesweit gefördert werden und daher in der bezirklichen Jugendhilfeplanung kaum berücksichtigt werden. Außerdem seien „die gewerblichen Mieterhöhungen für Räume von Jugendverbänden ein riesiges Problem“, so Kremberg.

June Tomiak, Abgeordnete der Grünen, betonte, dass durch das Jugendförderungsgesetz nun Mittel für mehr Angebote zur Verfügung stünden – „dafür fehlen aber die Flächen“. Umso wichtiger sei es, Jugendarbeit mitzudenken, wenn Flächen entwickelt werden, wie Kerstin Stappenbeck, Referatsleiterin der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, anmerkte. Dass dies allein nicht reicht, machte der Pfadfinder Torben vom DPB Berlin deutlich: „Wir brauchen Planungssicherheit, damit Orte wie unserer erhalten bleiben – und lange Nutzungsverträge.“ Immerhin bemüht sich der Bezirk inzwischen sehr, gemeinsam mit den Pfadfinder_innen eine Perspektive für ihre Arbeit zu entwickeln.

3 Beschlüsse zu Freiräumen, Inklusion und „Fridays for Future“

Um der Gefährdung ihrer Angebote entgegenzuwirken, beschlossen Vertreter_innen der 34 Jugendverbände am Nachmittag sieben Forderungen für Räume für Jugend- und Jugendverbandsarbeit. Jugendverbände sollen trotz ihrer Landesförderung auch in der bezirklichen Planung und bei Infrastruktur-Konzepten gleichrangig zu Schulen und Kitas berücksichtigt werden. Finanzielle Zuwendungen müssen an die steigenden Gewerbemieten angepasst werden, Senat und die Bezirks-Jugendämter sollen bei der Suche nach Immobilien unterstützen, geht aus dem Papier hervor.

Auch eine bessere Förderung für Inklusion fordert der Landesjugendring: Für entstehende Sachkosten zur Gewährleistung einer inklusiven Jugendverbandsarbeit soll der Berliner Senat zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen. Den Antrag hatten der BDKJ, die Evangelische Jugend und die Jungen Humanist_innen gemeinsam eingereicht. Auch die Solidaritätserklärung mit den Klima-Protesten „Fridays for Future“ der BUNDjugend wurde von der Mitgliederversammlung beschlossen: Der Landesjugendring ruft damit den Berliner Senat auf, dem Recht auf freie Meinungsäußerung und dem Versammlungsrecht eine klare Priorität zu geben. Zudem wird ein Gesetz gefordert, das eine unkomplizierte Freistellung vom Unterricht für ehrenamtliches Engagement ermöglicht.

Ein neues Mitglied und zwei neue Vorstände

Bei Nachwahlen zum Vorstand wurden Marie-Abla Dikpor (SJD - Die Falken) und Fabian Schmidt (DGB-Jugend Berlin-Brandenburg) gewählt. Auch ein neuer Jugendverband wurde einstimmig aufgenommen: Die Johanniter-Jugend Berlin-Brandenburg ist nun das 34. Mitglied des Landesjugendring Berlin.