Mehrere Menschen sitzen an einem Tisch und führen eine konzentrierte Diskussion in kleiner Runde.

„Wir sind ein Grundpfeiler der Demokratie“: Politischer Abend 2025

Kürzungen, Anfeindungen, Delegitimierungen: Jugendverbände geraten heute zunehmend unter Druck. Dabei sind sie wichtige Orte der Demokratie für junge Menschen. Was brauchen Jugendverbände als ein zentraler Teil der Zivilgesellschaft? Darum ging es bei unserem Politischen Abend am 14. Oktober 2025.

„Es geht in der Demokratie nicht um Einzelne. Es sind immer Gruppen, die sich für ein gemeinsames Ziel einsetzen“, betonte Philipp Schweizer in seinem Input beim Politischen Abend des Landesjugendring Berlin. Rund 80 Teilnehmende aus Jugendverbänden, Politik, Verwaltung und Fachöffentlichkeit waren im Refugio Berlin in Neukölln zusammengekommen. Gemeinsam konnten sie hier über Demokratie, Partizipation und die Rolle von Jugendverbänden diskutieren.

Philipp Schweizer begleitet Jugendverbände seit Jahren. Für den Geschäftsführer des Landesjugendwerks der AWO Thüringen sind die Verbände viel mehr als Freizeitangebote: „Das sind Orte, in denen junge Leute Demokratie lernen können – gerade auch diejenigen, die sich nicht immer in den Vordergrund stellen wollen.“ Kinder und Jugendliche würden hier für ihre Themen einstehen, diskutieren und um Lösungen ringen. Doch die Realität sei aktuell sehr herausfordernd, so Schweizer.

Politik und Jugendverbände brauchen sich für mehr als schöne Fotos

Jugendverbände müssten heute ständig ihre Bedeutung beweisen: „Es geht gefühlt keine Kürzungsrunde vorüber, ohne dass bei jungen Menschen gespart werden soll.“ Das binde zu viel wertvolle Zeit, die dann für inhaltliche Arbeit fehle. Zu häufig würden junge Menschen von Politiker*innen bloß für schöne Fotos angefragt statt echten Austausch zu führen. „Eigentlich sind Politiker*innen inhaltlich total auf Jugendverbände angewiesen – weil sie die Erfahrungen junger Menschen nicht mehr selbst machen.“

Kurzinterviews während des Inputs spiegelten die Wirkung von Jugendverbänden: June Tomiak, Berlins zweitjüngste Abgeordnete im Landesparlament berichtete, dass „Vertrauen und Mut von Jugendlichen in andere Jugendliche auch mich dahin gebracht haben, wo ich heute bin.“ Tim von der BUNDjugend Berlin ergänzte: „Wir brauchen als Jugendverband in Zeiten multipler Krisen dringend Unterstützung aus Politik und Zivilgesellschaft.“

Demokratieförderung, Mitbestimmung, wehrhafte Demokratie

Im Anschluss konnten die Teilnehmenden an fünf Thementischen den Austausch vertiefen: Unter dem Motto „Das machen wir für unsere und eure Zukunft!“ gaben Schreberjugend, BUNDjugend, Falken Berlin, Evangelische Jugend sowie Johanniter Jugend Einblicke in ihre demokratische Arbeit – von Jugendbegegnungen und Feriencamps über Schulsanitätsdienste bis hin zu Demos, Aktionen und Kampagnen.

Und was nahmen die Politiker*innen, die an den Thementischen mitdiskutiert hatten, von der Veranstaltung mit nach Hause? Martin Matz von der SPD hob hervor: „Mir ist klar geworden, wie sehr die Zivilgesellschaft unter Druck steht. Wir dürfen nicht in die Defensive gehen, sondern müssen unsere Verteidigung ausbauen. Dafür dürfen bestehende Strukturen nicht immer wieder neu um Förderung kämpfen müssen“, so Matz. Lilia Usik, jugendpolitische Sprecherin der CDU, nahm „Ängste bei Jugendlichen, besonders angesichts des Rechtsrucks“ mit. Christian Zebisch von DIE LINKE schlug vor, gerade auf bezirklicher Ebene junge Menschen mehr mitbestimmen zu lassen.

Demokratie lebt von der Beteiligung junger Menschen

Den Abend fassten Fabi und Lena, Vorsitzende des Landesjugendring Berlin schließlich treffend zusammen: „Als Jugendverbände sind wir nicht nur ein wichtiger Teil der Zivilgesellschaft – wir gehören zusammen mit vielen anderen Akteuren zu den Grundpfeilern unserer Demokratie.“ Der Politische Abend hat einmal mehr deutlich gemacht, dass Demokratie von der Beteiligung lebt – und dass junge Menschen bereit sind, sie mitzugestalten.

Fotos: © LJR Berlin / Weeteng Poh